Russische Uhren
Federhaus-Brücke (G2)
Die Federhaus-Brücke ist Träger mehrerer Informationen, die eine gute Zuordnung des Werkes ermöglichen. Sie ist gewissermaßen die Visitenkarte der herstellenden Fabrik.
Ich werde in diesem Unterkapitel auch auf drei Komponenten des nächsten Unterkapitels (Aufzug, Antrieb, Zeigerstellung) eingehen, nämlich auf das unterschiedliche Design von Kron-Rad, Sperr-Rad und Sperr-Klinke.
Wenn eine Veredlung mit Zierstreifen vorliegt, ergänzt diese die gepunzten Kennungen der Fabrik.
Die "Elternschaft" des 16 Size, Model 5, von Dueber-Hampden wird deutlich bei einem Vergleich der russischen Federhaus-Brücken mit der einer "New Railway" mit 21 Steinen in verschraubten Chatons (Bild 15, G2_1).
Bild 15, G2_1 |
1. Staatliche Uhrenfabrik (G2)
Alle Federhaus-Brücken aus der 1. Staatlichen tragen eine aus fünf Ziffern bestehende Serien-Nummer, deren zeitliche Zuordnung mir nicht möglich ist.
Bis zur Kriegsproduktion trägt diese Brücke - mit unterschiedlichen Bezeichnungen - auch die Kennung der Fabrik.
Die ersten Kennungen aus dem Jahr 1930 (Bild 16, G2_2)
Bild 16, G2_2 |
Von den Anfängen im Jahr 1930 hatte die 1. Staatliche Uhrenfabrik sechs Jahre lang eine Wort-Marke als Kennung auf der Federhaus-Brücke.
1ин ГОСУД ЧАС ЗАВОД, МОСКВА СССР / 1. Staatliche Uhren Fabrik, Moskau UDSSR
ГОСУД ЧАС ist die Abkürzung für: ГОСУДАРСТВО ЧАСОВОЙ
Diese Kennungen stammen offensichtlich noch aus einem Experimentierstadium der Fabrik. Ich habe sie nur auf frühen Werken, die noch aus Beständen von Dueber-Hampden stammen - wie an dem umgebauten amerikanischen Zeigerstell-System erkennbar ist - gesehen.
1930 bis Ende 1935 (Bild 17, G2_3)
Bild 17, G2_3 |
Bereits im ersten Produktionsjahr wurde aus der Kurzform ГОСУД das noch kürzere ГОС und die Federhaus-Brücken erhielten eine Firmenkennung in abgeänderte Schreibweise, die dann in dieser Form bis 1935/36 beibehalten wurde.
Die Stadt, in der die Fabrik lag, МОСКВА und das Land СССР waren neben dem Aufzugsrad gepunzt. Einige Uhren zeigen einen offensichtlichen "Fehldruck". Bei ihnen ist die Kennung für Stadt und Land um 180 Grad gedreht.
Bei diesen frühen Kennungen steht die für die 1. Staatliche übliche Angabe der Anzahl der Steine des Werkes noch nicht auf der Federhaus-Brücke sondern auf dem Doppel-Kloben. Eine Angabe über Quartal und Jahr der Herstellung gab es noch nicht.
Bild 18, G2_4 |
In den frühen 1930er Jahren hatte die 15-steinige TYP 1 noch verschraubte Chatons für die Lager- und Deck-Steine, wie auch an der Federhaus-Brücke erkennbar ist (Bild 18, G2_4) während die Bohrungen bei der 7-steinigen - wie auf dem obigen Bild zu sehen - in die Brücken und Kloben gepresst wurden.
1936 bis Sommer 1937 (Bild 19, G2_5)
Bild 19, G2_5 |
Nach der Umstrukturierung der 1. Staatlichen im Jahr 1935 und der Verleihung des Ehrentitels: "ин КИРОВА" (benannt nach Kirow) am 20. Dezember 1935 hat die Fabrik sich statt des Schriftzuges eine Bild-Marke gegeben – ein auf der Spitze stehendes ungleichseitiges Fünfeck, das fast aussieht wie sie Seitenansicht eines Brillanten.
Das Logo der Fabrik wurde auf die "1" und die Anfangsbuchstaben ihres Namens: "Г Ч З" reduziert. In der Fläche steht als Abkürzung des Fabriknamens "1 ГЧЗ"
Mit je drei Buchstaben links und rechts an der Spitze des Fünfecks steht der Name der Stadt, МОС-КВА, und darunter der des Landes, СССР.
Mit dem neuen Design "wandern" die Angaben über die Anzahl der Steine des Werkes 7/15 КАМНЕЙ und die Kennung ТИП 1 von dem Doppel-Kloben auf die Federhaus-Brücke
Die 1. Staatliche hat - bis Ende 1937 - das Kron-Rad und das Sperr-Rad linear-konzentrisch mit gebürsteten Strichen verziert. Die Räder sind gestanzt. Ferner ist hier auch die für die 1. Staatliche typische Form der Sperr-Klinke zu sehen.
Ab dem Produktionsjahr 1937 (1-7) findet sich mit dem Quartal und dem Jahr der Herstellung eine weitere Kennung auf der Federhaus-Brücke (Bild 20, G2_6), die eine zeitliche Einordnung des Werkes ermöglicht.
Bild 20, G2_6 |
Die Abkürzung НКТП, die in den Jahren 1936/37 auf der Federhaus-Brücke der 2. Staatlichen zu finden ist, findet sich bei der 1. Staatlichen in dieser Zeit lediglich auf einigen Zifferblättern (s.u.), nicht aber auf dem Werk.
Anfang 1938 (1-8) bis Ende 1940 (4-40) (Bild 21, G2_7)
Bild 21, G2_7 |
Die Uhrenindustrie unterstand ab 1938 dem Volkskommissariat für Maschinenbau: НАРОДННЫЙ КОМИССАРИАТ МАШИНОСТРОЕНМ dem НКМ
Das war Grund genug, das Umfeld des Logos (Brillant mit Inschrift) und die Schrifttype zu verändern:
МОС КВА wurde wie in den Jahren zuvor gepunzt. СССР als Hinweis auf das Herstellerland entfiel. Stattdessen stand oberhalb des Brillanten die Abkürzung für das verantwortliche Ministerium НКМ
Ab Anfang 1938 hat die 1. Staatliche Kron- und Sperr-Rad modifiziert: Die Ränder sind abgeschrägt und der Zierschliff ist bogenförmig konzentrisch. Die Sperr-Klinke ist unverändert.
Anfang 1941 (1-41) bis in die Kriegsproduktion (3-41)(Bild 22, G2_8)
Bild 22, G2_8 |
1940 wurde aus dem Volkskommissariat für Maschinenbau das Volkskommissariat für Allgemeinen Maschinenbau
НАРОДНЫЙ КОМИССАРИАТ ОБЩЕГО МАШИНОСТРОЕНИ Н К О М
Im 1. Quartal 1941 wurde das Umfeld des Logos erneut geändert:
МОСКВА rückte jetzt unter die Spitze des Fünfecks und der veränderte Name des zuständigen Ministeriums fand seinen Eindruck oberhalb des Brillanten: НКОМЮ
Im 3. Quartal 1941 (3-41) gibt es die letzten Kennungen mit der aktuellen Bildmarke (Bild 23, G2_9).
Bild 23, G2_9 |
Die ersten Werke der Kriegsproduktion, bei denen die Kennung der Fabrik – das 1 ГЧЗin dem Pentagon mit den Zusätzen: НКОМ und МОСКВА - weggelassen wurde, gab es bereits im dritten Quartal 1940 - etwa ein Jahr nach Beginn des Zweiten Weltkrieges und etwa neun Monate vor Beginn des "Großen Vaterländischen Krieges".
Ein Beispiel dafür ist das Werk mit der Serien-Nr. 05019 (Bild 24, G2_10) in einem Karbolit-Gehäuse, das noch die Signatur der 1. Staatlichen von 1940 trägt.
Bild 24, G2_10 |
Es blieben als Kriterien für die Zuordnung:
Die Serien-Nr. mit fünf Ziffern, Quartal und Jahr der Herstellung, die Angaben 7/15 КАМНЕЙ sowie ТИП 1 und der Zierschliff.
Die Evakuierung
Im Oktober 1941 stand die Front vor Moskau. Es wurde damit begonnen, die Produktionseinrichtungen für die TYP 1, die Fertigteile und die Teile aller Baugruppen nach Slatoust, einer Stadt im Westen des südlichen Urals, zu evakuieren. In den Firmenunterlagen der 1. Staatlichen ist zu lesen, dass diese Evakuierung Ende 1941 abgeschlossen ist.
Damit endet nach elf Jahren die Geschichte der TYP 1 mit der Kennung 1ГЧЗ.
Die nach dem Krieg in "1. Moskauer Uhrenfabrik" 1 МЧЗumbenannte 1 ГЧЗ hat die Produktion der "КИРОВКА" nicht wieder aufgenommen.
2. Staatliche Uhrenfabrik (G2)
Die Federhaus-Brücken aus der 2. Staatlichen tragen - bis auf wenige Ausnahmen aus den Jahren 1938/39 - eine aus sechs Ziffern bestehende Serien-Nummer, deren zeitliche Zuordnung mir nicht möglich ist.
Die 2. Staatliche hat im August 1935 begonnen, Taschenuhren des TYP 1 herzustellen. Bis zum Ende des Jahres wurden etwa 11.000 Taschenuhren, deren Komponenten von der 1. Staatlichen geliefert wurden, fertig gestellt.
Von Produktionsbeginn eigener Werke im Jahr 1936 bis zur Evakuierung der Uhrenfabrik nach Tschistopol Ende Oktober 1941 trägt die Federhaus-Brücke die Kennung der Fabrik, die des zuständigen Ministeriums, die Anzahl der Steine und das Herstellungsjahr.
Die Kennungen aus den Jahren 1936/37 (Bild 25, G2_11)
Bild 25, G2_11 |
Das Firmenlogo, neben dem Sperr-Rad, besteht aus der Abkürzung des Fabrik-Namens
2 ЧАС З Д, der Abkürzung für:
2 ГОС ЧАС ЗАВОД МОСВОВСКОЕ ПО "ВТОРОЙ ЧАСОВОЙ ЗАВОД" und МОСКВА sowie НКТП, der Abkürzung für das Volkskommissariat für Schwere Wirtschaft: НАРОДНЫЙ КОМИССАРИАТ ТЯЖЕЛОЙ ПРОМЫШЛЕННОСТИ
Die 2. Staatliche hat die TYP 1 ausschließlich mit 15 Steinen 15 КАМНЕЙ (Lager- und Decksteine) gebaut. Die Kennung dafür steht neben dem Aufzugs-Rad.
Darunter steht die Jahreszahl der Herstellung.
Die Kennungen aus den Jahren 1938/39 (Bild 26, G2_12)
Bild 26, G2_12 |
Die Kennung dieser beiden Jahre ist vom Aufbau her unverändert.
Inhaltlich wurden das Schriftbild verändert und der Name des zuständigen Ministeriums angepasst:
Statt НКТП hieß es nunmehr - wie auch bei der 1. Staatlichen ab 1938 - НКМ
Die Kennungen aus den Jahren 1940/41 (Bild 27, G2_13)
Bild 27, G2_13 |
Auch in den beiden letzten Produktionsjahren blieb die Kennung - bei wiederum verändertem Schriftbild - vom Aufbau her unverändert.
Da sich der Name des zuständigen Ministeriums erneut verändert hatte, musste er wiederum angepasst werden.
Statt НКМ hieß es nunmehr - wie bei der 1. Staatlichen allerdings erst ab 1941 - НКОМ
Die 2. Staatliche hat über den gesamten Produktionszeitraum ein verziertes Kron-Rad und Sperr-Rad. Der innere Teil hat einen ist bogenförmig konzentrischen Zierschliff. Der äußere Teil eine polierte Welle und abgeschrägte Ränder.
Nach dem Krieg wurde die 2ГОС ЧАС ЗАВОД in "2. Moskauer Uhrenfabrik" "Ч2З" umbenannt. Sie hat die Produktion der ТИП 1nicht wieder aufgenommen.
Slatouster Uhrenfabrik (G2)
Kriegsproduktion
Ende Dezember 1941 ist das gesamte Equipment der 1. Staatlichen im lokalen Theater und in Schulen der Stadt Slatoust eingelagert.
Mit der Order No. 104 des Volkskommissariats für Minenwerfer-Rüstung (NKMW) der UdSSR vom 26. Dezember 1941 wird die Organisation der neuen Fabrik zur Produktion von Uhren und Uhrwerken in Slatoust angeordnet. Der Genosse Loskutov, Vorstandsvorsitzender (CEO) von Glavpribor wird mit der Durchführung beauftragt.
(Die "Order No.104" sowie weitere Dokumente sind nachzulesen bei Alan Garrat, der auf den Seiten 41 bis 111 seiner homepage: www.hampdenwatches.blogspot.com eine hervorragende Darstellung über die Anfänge der Russischen Uhrenindustrie liefert.)
Der Name der Fabrik lautet in seiner Kurzfassung:
"ЗЛАТОУСТОВСКОГО 1-ГО ГОС ЧАС ЗАВОД" und in der offiziellen langen Fassung:
"ЗЛАТОУСТОВСКИЙ 1- ГОСУДАРСТВОННИЙ ЧАСОВОЙ ЗАВОД ГЛАВПРИБОРА НКМВ"
"Slatouster 1. Staatliche Uhren-Fabrik Glavpribor NKMW"
("ГЛАВНОЕ УПРАВЛЕНИЕ ПРИБОРАИ" / Generaldirektion Steuerungs-Geräte; НКМВ = НАРОДНОГО КОМИССАРИАТА МИНОМЕТОГО ВООРУЖЕНИА Volks-Kommissariat für Mörser-Rüstung)
Zum Direktor dieser Fabrik wird der Genosse Ivan Ivanowich Bocharow ernannt.
Chefingenieur und Stellvertretender Direktor wird Boris Isajewich Sinitski.
Finanzen: Boris Abramowich Sheifer.
Bocharow, Sinitski und Sheifer werden von ihren Ämtern entbunden, die sie bei der 1. Staatlichen Uhrenfabrik Moskau, benannt nach S.M. Kirow, hatten.
Die Order trägt die Unterschrift von A. Kozlov, dem Stellvertretenden Volkskommissar der Minenwerfer-Rüstung.
Wie lange es gedauert hat, die Fabrik aufzubauen und wann die ersten TYP 1 aus Slatoust fertig gestellt waren, bedarf noch weiterer Recherche.
Das erste Firmen-Logo der Slatouster Fabrik gab es bereits 1941 (Bild 28, G2_14). Es steht auf der Rückseite des Karbolit-Gehäuses für das Armaturenbrett von Landfahrzeugen oder von Flugzeugen.
Bild 28, G2_14 |
Es zeigt den 5-zackigen Stern, der auf einem stilisierten Uhren-Anker ruht, mit der Jahreszahl der Produktion sowie dem Gewicht von 180 Gramm und der Spannung für die integrierte Heizung - hier die für die Spannung an Bord von Flugzeugen üblichen 26,5 Volt.
In diesem Gehäuse tickt ein TYP 1 - Uhrwerk aus dem vierten Quartal 1943 (4-43). Es kommt also eindeutig aus Slatoust.
Dieses Werk ist - wie die gesamte Kriegsproduktion in Slatoust - von den Punzen und dem Zierschliff her wie die letzten Werke aus der 1. Staatlichen in Moskau.
Aufgrund der historischen Entwicklung kann davon ausgegangen werden, dass ab 1942 alle TYP 1-Werke mit folgenden Kriterien aus Slatoust stammen:
- Serien-Nr. mit fünf Ziffern und Quartal sowie Jahr der Herstellung neben dem Sperr-Rad,
- Angaben 15 КАМНЕЙ sowie ТИП 1 neben dem Kron-Rad und
- Zierschliff, wie er bis zur Evakuierung auch in der 1. Staatlichen verwendet wurde.
Eine TYP1 mit sieben Steinen aus der Slatouster Produktion ist mir nicht bekannt.
Das wiederum lässt den Schluss zu, dass die Produktionseinrichtungen aus Moskau während des Großen Vaterländischen Krieges ohne Modifikationen in Slatoust weiter verwendet wurden.
Eine eigenständige Signatur der "ЗЛАТОУСТОВСКИЙ 1-ГОСУДАРСТВОННИЙ ЧАСОВОЙ ЗАВОД ГЛАВПРИБОРА НКМВ" hat es nicht gegeben.
Der Unterschied zwischen den letzten Werken aus Moskau und der Kriegsproduktion aus Slatoust liegt also nur im Datum der Herstellung.
Nach dem Krieg hat es die erste kleine Modifikation gegeben, die dann aber zu einem der typischen Merkmale für die TYP 1 aus Slatoust wurde:
Die aus Moskau übernommene fünf-stellige Serien-Nr. wurde ab 1946 in die für Slatoust typische vier-stellige Serien-Nr. abgewandelt (Bild 29, G2_15).
Bild 29, G2_15 |
Die Kennungen aus den Jahren bis Ende 1948
Das "älteste" mir bekannte Werkteil einer TYP 1 aus der Nachkriegszeit, das mit "Slatoust" gekennzeichnet ist, ist die Federhaus-Brücke aus dem 2. Quartal 1948 (Bild 30, G2_16).
Bild 30, G2_16 |
Das dort in dem Dreieck abgebildete ЗЧЗ steht für: ЗЛАТОУСТОВСКИЙ ЧАСОВД
ЗЛАТОУСТОВСКИЙ ЧАСОВОЙ ЗАВОД > Slatouster Uhrenfabrik
Es weist die für Slatoust typische 4-ziffrige Serien-Nummer auf und den neuen Zierschliff der Slatouster Fabrik. Die Kennung neben dem Aufzugsrad: 15 КАМНЕЙ und ТИП 1 sind in dieser Form noch von der 1. Staatlichen beibehalten.
Die Kennungen aus den Jahren von Anfang 1949 bis Ende 1953
Von Anfang 1949 an hatte Slatoust für fünf Jahre eine nur geringfügig veränderte Kennung: Das ТИП 1 wurde ersetzt durch: ЧК-6 (Bild 31, G2_17).
Bild 31, G2_17 |
Alle anderen Kriterien sind unverändert.
ЧК steht für: ЧАСЫ КАРМАННЫЕ > Taschen-Uhren.
Die Kennungen ab 1954
Ab 1954 ist dann der Hinweis, dass es sich um eine Taschen-Uhr mit der Typen-Nummer 6 handelt: (ЧК-6) ersatzlos entfallen (Bild 32, G2_18).
Bild 32, G2_18 |
Alle anderen Kriterien sind unverändert.
Die "jüngste" Uhr mit dieser Kennung, die ich gesehen habe, kommt aus dem 3. Quartal 1959 (3-59).
Das klassische Design von Kron-Rad und Sperr-Rad aus Slatoust hat im äußeren Teil eine polierte Welle und abgeschrägte Ränder - ähnlich dem der 2. Staatlichen. Der Zierschliff in Innenteil ist jedoch linear-konzentrisch. Die Sperr-Klinke gibt noch Zeugnis davon, dass die Elternschaft der Slatouster TYP 1 bei der 1. Staatlichen Uhrenfabrik liegt.
Die Bildmarke
Anfang der 1960er Jahre hat die Slatouster Uhrenfabrik ihr Logo von einer "Wort-Bild-Marke" auf eine reine "Bild-Marke" umgestellt (Bild 33, G2_19).
Bild 33, G2_19 |
Geblieben sind die 4-stellige Serien-Nummer und der Hinweis, dass die Uhr 15 Steine hat. Das Datum der Herstellung ist entfallen. Die Sperr-Klinke wurde modifiziert.
Mit Beginn der 1960er Jahre gewinnt die maschinelle Massenproduktion an Bedeutung. Für Verschönerungen einzelner Komponenten ist kein Platz mehr. Das wird auch deutlich bei den Kron- und Sperr-Rädern aus Slatoust.
Tschistopoler Uhrenfabrik (G2)
Die 2. Staatliche Uhrenfabrik hat am 20. Oktober 1941, als die Frontlinie vor den Toren Moskaus verlief, damit begonnen, die Fabrik nach Tschistopol, einer Stadt 1000 Kilometer östlich von Moskau, zu evakuieren. In Moskau wurden weiterhin technische Vorrichtungen für den militärischen Bedarf produziert.
In Tschistopol sind die Uhren vom TYP 1 durchgehend mit einer fortlaufenden 6-ziffrigen Serien-Nummeriert gekennzeichnet. Sie haben alle 15 Steine.
Wenn man die Serien-Nummern in ein Koordinaten-System einträgt und anhand des ab Sommer 1946 angegebenen Herstellungs-Datum zurück rechnet, kommt man zu dem Ergebnis, dass in Tschistopol während des Großen Vaterländischen Krieges keine TYP 1 gebaut wurden.
Die ersten etwa 100.000 TYP 1-Uhren hatten lediglich die 6-stellige Serien-Nummer neben dem Sperr-Rad und den für Tschistopol typischen Zierschliff (Bild 34, G2_20).
Bild 34, G2_20 |
In Tschistopol war das frühe Design von Kron-Rad und Sperr-Rad schlicht mit abgeschrägtem Außenrand und linear-konzentrisch mit gebürsteten Strichen. Die Sperr-Klinke gibt noch Zeugnis davon, dass die Elternschaft der Tschistopoler TYP 1 bei der 2. Staatlichen Uhrenfabrik liegt.
Im Sommer 1946 kommt eine zweite Kennung hinzu: Neben dem Aufzugs-Rad sind das Quartal und die Jahreszahl der Herstellung sowie der Hinweis, dass es sich um eine 15-steinige Uhr handelt, gepunzt (Bild 35, G2_21).
Bild 35, G2_21 |
Ein Jahr später, im Sommer 1947, erhält die Federhaus-Brücke zusätzlich die Kennung: ЧК-6, die auch auf den Slatouster Uhren in den Jahren 1949 bis 1954 vorhanden war, und das Firmen-Logo ЧЧЗ , die Abkürzung für: ЧИСТОПОЛЪСКИЙ ЧАСОВОЙ ЗАВОД > Tschistopoler Uhrenfabrik in einem Kreis mit rechts und links je drei Strichen (Bild 36, G2_22).
Bild 36, G2_22 |
Ab Anfang 1948 erhielt das Design von Kron-Rad und Sperr-Rad die polierte Welle und abgeschrägte Rände - ähnlich der 2. Staatlichen und der TYP 1 aus Slatoust. Der Zierschliff in Innenteil ist linear-konzentrisch.
Bei den Kron- und Sperr-Räder meiner Tschistopoler TYP 1 gibt es nur wenige "reinrassige" Designs. Viele weisen eine Mischung aus dem früheren und dem späteren Designs auf.
Wann die Produktion der TYP 1 in Tschistoplol eingestellt wurde, ist mir nicht bekannt. Die "jüngste" mir vorliegende TYP 1 aus Tschistoplol trägt das Herstellungs-Datum 2-49 und die Serien-Nummer 667624.
Die 53er (G2)
Über die Fabrik, die TYP 1-Uhren mit dem Logo "53" in einem Fünfeck mit der abgerundeten Spitze nach oben gebaut hat, habe ich keine Unterlagen. Meine Moskauer Freunde sagten mir, dass diese Fabrik in Moskau gestanden habe. Ich kann lediglich aus einer völlig unzureichenden Anzahl von zehn Uhren dieser Fabrik Rückschlüsse ziehen.
Meine "53er" stammen aus den Jahren 1943 bis zum dritten Quartal 1945. Die "53er" sind also offensichtlich nur Kriegs-Produktionen. Einige Kennungen sprechen dafür, dass die "53er" mit den Produktionseinrichtungen der 2. Staatlichen Uhrenfabrik produziert wurden.
Die Uhren tragen auf der Federhaus-Brücke folgende Kennungen:
- eine 5-stellige Serien-Nummer wobei eine aus meiner Sammlung aus dem Jahr 1943 lediglich vier Ziffern hat.
- das "53er"-Logo
- den Hinweis, dass die Uhr 15 Steine hat
- den Zeitraum der Herstellung
Meine Uhren aus dem Jahren 1943 bis Ende 1944 haben einen wellenförmigen Zierschliff und der Zeitraum der Herstellung ist nur mit einer ganzen Jahreszahl angegeben (Bild 37, G2_23).
Bild 37, G2_23 |
Auch bei der "53er" war das frühe Design von Kron-Rad und Sperr-Rad schlicht mit abgeschrägtem Außenrand und bogenförmig konzentrischem Zierschliff. Die Sperr-Klinke ist wie die bei der 2. Staatlichen Uhrenfabrik.
Ab Herbst 1944 ändert sich der Zierschliff, der jetzt dem der 2. Staatlichen zum Verwechseln ähnlich ist. Zusätzlich zum Jahr wird auch das Quartal der Herstellung angegeben (Bild 38, G2_24).
Bild 38, G2_24 |
Zur gleichen Zeit ändert sich auch das Design von Kron-Rad und Sperr-Rad. Es zeigt jetzt die polierte Welle und abgeschrägte Ränder - ähnlich der 2. Staatlichen und der TYP 1 aus Slatoust und Tschistopol. Die Sperr-Klinke bleibt unverändert.