Russische Uhren
Sextanten
Seit mehr als 2.000 Jahren werden technische Hilfsmittel genutzt, um über Winkel-Messungen die eigene Position zu bestimmen.
Die ersten Instrumente zur Messung des Höhenwinkels von Gestirnen waren „Astrulabien“. Eine Sonderform des Astrulabiums war der „Quadrant“.
Der „Jakobsstab“ war eine Weiterentwicklung, dem dann der „Davis-Quadrant“ folgte.
Die Erfindung des „Nonius“ im Jahr 1604 durch den deutschen Mathematiker Clavius und das „Nokturnal“ erhöhten die Genauigkeit der Messungen erheblich.
Mit der Erfindung des „Sextanten“ in der Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Neuzeit der Winkelmessung nach dem Reflexionsprinzip.
An der Entwicklung des Spiegel-Sextanten waren viele namhafte Forscher und Wissenschaftler beteiligt. Zu den wichtigsten von ihnen gehören:
Dr. Robert Hooke, Dr. Edmond Hally, Sir Isaak Newton, Thomas Godfrey, John Hadly, John Campbell.
Mit der Erfindung des „Trommel-Sextanten“ durch die Firma C. Plath in Hamburg waren diese Winkel-Messgeräte nahezu ausgereift.
Der von Plath entwickelte Trommel-Sextant ist nach dem Krieg bis in die 1980er Jahre auch in der Sowjetunion nachgebaut worden. Der russische Sextant mit der Serien-Nummer „N 6463“ aus den Jahr 1976 ist ein Beispiel dafür.
Eine Schwachstelle für Winkel- Messungen - insbesondere in der Luftfahrt aber auch für die Marine - war die Beobachtung des Horizonts. Von da her war die Einblendung eines künstlichen Horizonts nur eine Frage der Zeit.
Gelöst wurde dieses Problem durch eine Zusammenarbeit zwischen dem portugiesischen Admiral Gago Coutinho, der den „Libellen-Sextanten“ erfunden hat, und der Firma C. Plath, die ihn in Serie gebaut hat.
Die letzte Entwicklungsstufe, auf die ich hier eingehe, beschreibt Friedrich Jerchow in: „Vom Sextanten zur Satellitennavigation, 1837 – 1987, 150 Jahre C. Plath“:
„Zur Positionsbestimmung von Flugzeugen wurde ab 1939 der sogenannte SOLD-Sextant mit eingebauter Libelle als künstlichem Horizont entwickelt. Er enthielt zusätzlich einen mechanischen Integrator zur Verringerung von Messfehlern während der Beobachtung. Ab Ende 1943 wurde nach dem gleichen Prinzip für die Marine der Kreiselsextant KS 30 gebaut, der als künstlichen Horizont einen luftangetriebenen Kreisel enthielt. Dieser Sextant war vorzugsweise für die Anwendung auf U-Booten bestimmt. Er war für diese damals das einzige Mittel zur Bestimmung der eigenen Position sowie zum Erreichen von vereinbarten Treffpunkten mit Versorgungsschiffen.“
Die Bilder des „Plath_127-134 B-1“ gehören, wie der Aufdruck der Luftwaffen-Dienstvorschrift „LDv. T. 4051“ zeigt, zu einem SOLD-Sextanten, der bei der Luftwaffe der Bundeswehr im Einsatz war.
Der „mechanische Integrator zur Verringerung von Messfehlern während der Beobachtung“ ist ein kleines Uhrwerk. Deswegen habe ich die Sextanten in mein Kapitel: „Schiffe und Uhren“ aufgenommen.
Auch wenn der SOLD-Sextant für die Luftwaffe entwickelt wurde, wurde er - neben dem „KS 30“ - auch in der Marine eingesetzt. Dieser Marine-Einsatz gilt insbesondere auch für die russischen Nachbauten dieses SOLD-Sextanten.
Wann die ersten russischen SOLD-Sextanten hergestellt wurden und wieviel verschiedene Typen es gibt, ist mir nicht bekannt.
Ich habe in meiner Sammlung je einen SOLD-Sextanten für Flugzeuge („ИАС“) und für Schiffe („ИМС“) sowie zwei Fotos eines weiteren Integralen Sextanten für Schiffe (ГИМС).
Der russische SOLD-Sextant für Flugzeuge, der „ИАС - 1М _ No 0292096“ stammt aus dem Jahr 1958. Das Herstellungs-Datum leite ich ab aus der Kennzeichnung auf dem Stecker: „58 Г“.
„ИАС“ > „ИНТЕГРИРУЮЩИЙ АВИАЦИОННИЙ СЕКСТАН“ / Integraler Sextant für Flugzeuge
Der „Integrator“ des „ИАС“ trägt die Kennung „ЗЧЛ“ und die Serien-Nummer „436“.
Der russische SOLD-Sextant für Schiffe, der „ИМС – 3 ПС _ 7872024“, unterscheidet sich zwar vom Aufbau her deutlich von dem 20 Jahre älteren für Flugzeuge. In der Funktion sind diese beiden SOLD-Sextanten jedoch gleich.
„ИМС“ > „ИНТЕГРИРУЮЩИЙ МОРСКОЙ СЕКСТАН“ / Integraler Sextant für Schiffe
Der „Integrator“ des „ИМС – 3 ПС“ trägt ebenfalls die Kennung „ЗЧЛ“. Dieser hat die Serien-Nummer „319“.
Der „ПАСПОРТ“ des „ИМС – 3 ПС“ weist aus, dass dieser Sextant am 30. November 1977 ausgeliefert wurde.
Der „ГИМС 3“ unterscheidet sich vom Aufbau deutlich von dem „ИМС 3“.
Das mechanische Uhrwerk zur Verringerung von Messfehlern während der Beobachtung, der Integrator, ist jedoch baugleich mit dem der beiden anderen Sextanten.