Russische Uhren
8. Russland - Ein Uhren-Importland
Im Moskauer Zollamt gelangten im Jahre 1880 zur Verzollung:
Stück | Zollbetrag /Rubel | |
Uhrwerke | 6277 | 4075 |
Gold. o. vergold. T.-Uhren | 8017 | 10421 |
Silberne desgl. | 19746 | 12835 |
Holzuhren mit Messingrädern | 28944 | 8653 |
Turmuhr | 1 | 16 |
Pud. | ||
Uhrenbestandteile | 513 | 1642 |
(DUZ, 01. 09. 1881, S. 135)
Auch wenn bei den tatsächlichen Importen von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist, zeigen diese Zahlen doch, dass Uhren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Russland ein Luxusartikel für die Oberschicht waren.
Zu den deutschen Herstellern, die Uhren nach Russland geliefert haben, gehörte auch "A. Lange & Söhne" aus Glashütte. So ging nach Auszügen aus den Verkaufsbüchern beispielsweise am 15. November 1901 ein Kontingent von Taschenuhren im Wert von 1 934 RM an "Kalaschnikoff & Fils" in Moskau (Bild 1/7) und am 19. Dezember 1901 eines im Wert von 3 602 RM an das Handelshaus "Friedrich Winter" in St. Petersburg (Bild 1/8).
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bestand die heimische Uhrenindustrie in Russland vornehmlich aus dem Zusammenbau von Wanduhren - den sogenannten „ХОДИКИ“ / "Chodiki" (Bild 1/9). Die hölzernen Uhren wurden nach Vorbild und nach Vorlagen importierter "Schwarzwälder Schilderuhren" in Heimarbeit und in kleinen Werkstätten hergestellt. Dabei war es weit verbreitet, unterbezahlte Kinder und Frauen zu beschäftigen. Der Arbeitstag eines Schulkindes begann beispielsweise um vier Uhr morgens und endete, wie bei den Erwachsenen, zwischen neun und zehn Uhr abends. Größere Werkstätten bis hin zu kleineren Manufakturen mit etwa zehn bis 50 Arbeitern gab es in St. Petersburg, Moskau, Sverdlovsk, Jaroslaw, Tomsk, Nisni Nowgorod, Odessa, Minsk und Kiew.