Fachkreis Sonnenuhren
Zur Vorgeschichte
Der Ursprung des Fachkreises Sonnenuhren reicht bereits über 40 Jahre zurück bis in das Jahr 1966, als in den Tageszeitungen Berichte erschienen über die Präzisionssonnenuhr von Oberingenieur Martin Bernhardt und über Birkenau, das „Dorf der Sonnenuhren“ im Odenwald. Der Initiator der Sonnenuhren-Aktion in Birkenau war Regierungsbaumeister Otto Seile, der 1943 dorhin kam und an seinem Behelfsheim seine erste Sonnenuhr anbrachte. Der Gedanke zu einem gemeinsamen Wirken entstand 1968, als der Oberregierungsbaurat Dipl.-Ing. Hans Behrendt aus Stuttgart nach Birkenau reiste, um Otto Seile am Ort seines Schaffens aufzusuchen. Martin Bernhardt aus Bietigheim äußerte ebenfalls den Wunsch, eine Interessengemeinschaft zum gegenseitigen Gedankenaustausch und zur gemeinsamen Arbeit aufzubauen. Die Arbeitsunterlagen waren spärlich, zunächst standen nur zur Verfügung: das Taschenbuch von Lothar M. Loske „Die Sonnenuhren“ (Mexiko 1958), das Standardwerk des deutschen Astronomen Prof. Dr. Ernst Zinner „Alte Sonnenuhren an europäischen Gebäuden“ (Wiesbaden 1964) und das Buch von Maximilian Bobinger „Alt-Augsburger Kompaßmacher“ (Augsburg 1966). Die Verbindung mit dem bekannten Sonnenuhr-Experten Kapitän René R. J. Rohr aus Straßburg/Elsaß förderte stark die Forschungsarbeit und brachte sehr viele Erkenntnisse. Ein äußerst umfangreicher Schriftwechsel mit Kapitän Rohr ab dem Jahr 1969 im Archiv des Fachkreises zeugt heute noch von diesen Aktivitäten. Weiterhin gab es Kontakte zum Uhreninstitut der Technischen Universität Stuttgart mit Prof. Dr. Günther Glaser und Dipl.-Ing. Wolfgang Finster. Durch Öffentlichkeitsarbeit sollte das Kulturgut „Sonnenuhr“ mit neuem Leben erfüllt werden. So wurde Birkenau Mittelpunkt des Interesses für Sonnenuhren und es wurde sogar ein Postsonderstempel zur Werbung eingesetzt.
Der Gründungsbeschluss
Nach weiterer umfangreicher Werbearbeit kamen auf Einladung von Herrn Otto Seile sechs gleichgesinnte Sonnenuhren-Idealisten nach Birkenau und gründeten am 25. September 1971 in der nahegelegenen Fuchs’schen Mühle zu Weinheim/Bergstraße den Fachkreis „Sonnenuhren“. Hierbei wurde verabredet, den fachlichen Gedankenaustausch zu pflegen und außer dem Entwurf und dem Bau von Sonnenuhren wurde auch die Standorterfassung von Sonnenuhren und das Studium zur Geschichte der Zeitmessung vereinbart. Die Ziele des Fachkreises wurden in einem Gründungsbeschluss festgeschrieben, der hier vollständig wiedergegeben ist:
Fuchs’sche Mühle, den 25.9.1971
Gründungsbeschlus
Die Unterzeichner haben sich heute entschlossen, einen Fachkreis Sonnenuhren zu bilden, mit folgenden Zielen:
- Berechnung, Konstruktion, künstlerische Gestaltung in Entwurf und Ausführung von Sonnenuhren jeder Art.
- Restaurierung von historisch wertvollen Sonnenuhren.
- Sammeln von Lichtbildern von Sonnenuhren und Katalogisieren nach Standort.
- Studien über die Geschichte der Sonnenuhren.“
Das zweite Treffen: Organisation des Fachkreises
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der DGC am 20. November 1971 waren die Sonnenuhrenfreunde mit 4 Fachreferaten beteiligt. Es war das zweite Treffen bereits mit 14 Teilnehmern. Zunächst galt es, Organisationsfragen zu behandeln. Prof. Dr. Rösch wurde zum Vorsitzenden, und Hans Behrendt zum Schriftführer und Archivverwalter gewählt. Der Sonnenuhr-Pionier Otto Seile wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nachdem Herr Prof. Dr. Glaser dem Fachkreis ein eigenständiges Wirken zusicherte, erfolgte der Anschluß als Fachkreis an den Fachkreis „Freunde alter Uhren“ in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie.
Die Ziele des FK Sonnenuhren
Im Prinzip gelten für den Fachkreis Sonnenuhren auch heute noch die im Gründungsbeschluss vom 25.9.1971 festgelegten Ziele. Sie wurden zwischenzeitlich weiter präzisiert und ergänzt und gelten seit 1990 in der wie folgt festgelegten Form:
- Berechnung, Konstruktion und künstlerische wie auch kunsthandwerkliche Gestaltung in Entwurf und Ausführung von Sonnenuhren jeder Art.
- Beratung von jedermann, insbesondere der Ämter für Denkmalpflege und des Handwerks.
- Restaurierung historischer Sonnenuhren.
- Sammeln von Unterlagen und Katalogisierung von alten und neuen ortsfesten Sonnenuhren in Deutschland und in der Schweiz. Fortsetzung der Arbeiten von Prof. Dr. Ernst Zinner.
- Studien über die Geschichte der Zeitmessung, astronomische Instrumente, ortsfeste und transportable Sonnenuhren.
- Vereinheitlichung von Fachausdrücken und Darstellungen von Berechnungsergebnissen sowie der Merkmale, mit denen Sonnenuhren beschrieben werden.
- Errichtung eines Verzeichnisses der Fachliteratur.
- Studien und Vermittlung von Kenntnissen über die Praxis der Berechnung, Herstellung und Montage von Sonnenuhren.
- Fachlicher Gedankenaustausch zwischen den Mitgliedern und Pflege internationaler Kontakte.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website unter https://fksu.wordpress.com